Muss ein Implantat entfernt werden ?

Nur wenige Implantate müssen obligat entfernt werden. Hierzu zählen bei Kindern alle Implantate, die nahe den empfindlichen Wachstumsfugen oder in Wachstumsbereichen liegen oder diese kreuzen, z.B. Drähte oder Schrauben nach Knochenbrüchen. Bei Erwachsenen sollten sogenannte Stellschrauben bei bestimmten Formen des Aussenknöchelbruches nach 6 Wochen und sogenannte Hakenplatten nach Schultereckgelenkssprengungen nach 3 Monaten entfernt werden, weil sonst ein Metallbruch droht. Auch Material, das für eine vorübergehende Ruhigstellung (sogenannte Transfixation) eines Gelenkes eingebracht wurde, muss immer entfernt werden.

Auch wenn Instabilitäten, Materialverschiebungen oder Infektionen auftreten, ist die Entfernung der Implantate notwendig.

In allen anderen Fällen ist die Entscheidung relativ. Dies bedeutet, dass eine Entfernung durchgeführt werden kann, aber nicht unter allen Umständen vorgenommen werden muss. Je jünger der Patient, und umso länger die zu erwartende Liegedauer des Implantates, desto eher erfolgt der Rat zur Materialentfernung. Auch kosmetisch oder mechanisch störende Platten (zum Beispiel am Schlüsselbein) sollten nicht zu lange verbleiben. Wenn Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen sicher oder vermutlich auf das einliegende Material zurückzuführen sind, ist ebenfalls eine Entfernung anzuraten.

Auch unter dem Gesichtspunkt weiterer Diagnostik (Metallimplantat stören die MRT-untersuchung oder können diese unmöglich machen) und im Hinblick auf weitere geplante Operationen (Implantate können Implantation von Prothesen stören) kann die Entfernung sinnvoll sein.

Kein Grund ist z.B. die Sorge vor Metalldetektoren am Flughafen, hier gibt es erfahrungsgemäß keine Probleme. Auch das Implantatmaterial (Stahl oder Titan) spielt keine Rolle, wenn keiner der o.g. Gründe vorliegt.

Letztlich kann auch der Patientenwunsch nach Entfernung ein Grund für die OP sein. Es gibt nur wenig Erfahrung mit einer Liegedauer über mehrere Jahrzehnte, weil früher fast alle Implantate entfernt wurden. Zwar erwarten wir keine negativen Folgen auch bei länger einliegenden Implantaten, für eine sichere Aussage hierzu liegen aber keine ausreichenden belastbaren wissenschaftlichen Daten vor.